Frank beim 1. IRONMAN 70.3 Andorra

Während der Vorbereitungen zu einem geplanten Südfrankreich-Urlaub las der Harpstedter Triathlet, Frank Stephani (56), von einem nicht abgesagten Ironman 70.3 Wettkampf in dem Zwergenstaat Andorra.

 

Da in Deutschland und auch in den meisten angrenzenden europäischen Staaten coronabedingt die überwiegende Zahl der Wettkämpfe abgesagt waren, entschied sich Frank zum spontanen Start bei dieser so genannten Triathlon-Mitteldistanz während seines Urlaubs. Das Anmeldefenster war nur noch wenige Tage geöffnet und so blieb nicht viel Zeit zum überlegen. Er stimmte sich kurz mit seiner Lebensgefährtin, ebenfalls Triathletin, ab und meldet sich an. 

Hauptstadt Andorra la Vella
Hauptstadt Andorra la Vella

In der Zeit vor dem Wettkampf erradelten die Beiden in der Provence und in den Cevennen 900 km und ca. 15.000 Höhenmeter in herrlichster Landschaft. U. a. wurde auch der Mont Ventoux (höchster Berg der diesjährigen Tour de France) mit dem Rennrad erobert.

Das eigentliche Hauptziel, die Pyrenäen, wurde aufgrund des dort herrschenden schlechten Wetters immer wieder nach hinten geschoben. Erst kurz vor dem Wettkampf, am 04.07.21, in Andorra la Vella, der Hauptstadt des Zwergenstaates, fuhren die beiden in die Pyrenäen um dort noch einige Höhenmeter zu erklimmen. Hier stellten sie fest, dass in diesem bei den Franzosen und den Spaniern sehr beliebten Skigebiet die Straßen noch deutlich steiler waren als die Straßen in ihrem bisherigen Urlaub. Steigungen um die 10% waren hier die Regel, Flachstücke eher die große Ausnahme.

Hinzu kommt noch, dass Andorra la Vella die höchstgelegenste Hauptstadt Europas ist, die auf einer Höhe von ca. 1.023 m über NN liegt.

Die Organisation dieses allerersten Ironman in Andorra war tadellos. Am Morgen des Wettkampfes wurden die etwa 750 Athleteninnen und Athleten mit Reisebussen vom Zielbereich im „Parc Central“ zum circa 10 km entfernten und in einer Höhe von etwa 1.650 m gelegenen See „ Lac d‘ Engolasters“ chauffiert.

 

Hier fanden die erste Disziplin, das Schwimmen und der anschließende Wechsel auf das Rad statt. In einer langen Perlenkette aufgereiht ging es über den Staudamm des Sees zum Start.

 

Alle Athletinnen und Athleten trugen zum Schutz vor Corona einen Mund-/Nasenschutz, der erst unmittelbar vor dem Sprung ins Wasser abgelegt werden durfte.

Der See hatte, laut Organisation, eine Wassertemperatur von circa 14-15° Celsius. Ein vorheriges Testen und Einschwimmen war nicht möglich, somit ging es sprichwörtlich direkt am Start ins kalte Wasser. Das war auch das Problem mit dem Frank auf dem ersten Teil der Schwimmstrecke, die aus einem 2x zu durchschwimmenden dreieckigem Kurs bestand, zu kämpfen hatte.

 

Nach einigen Kraulbewegungen konnte er seine Arme kaum noch aus dem Wasser heben und er begann zu hyperventilieren. Aufgrund des kalten Wassers hatten sich schlagartig die Gefäße zusammen gezogen und erschwerten so den notwendigen Blutfluss.

In Kombination mit der großen Höhe, wodurch die Luft weniger Sauerstoff beinhaltete, litt die Muskulatur somit an Sauerstoffmangel. Auf den ersten 400m musste er mehrfach kurz ans rettende Ufer, seinen Puls und seine Atmung wieder beruhigen. Auch Gedanken ans frühe Aufgeben beschäftigten ihn in dieser Situation. Er war allerdings nicht alleine mit seinem Problem, wie er beobachten konnte. Mehrere andere Athletinnen und Athleten taten es ihm gleich. Auf den zweiten circa auf 400 m konnte er sich mit Brust und Kraulschwimmen im Wechsel mühsam voran arbeiten, in der zweiten Runde hatte sich sein Körper offenbar an die Bedingung gewöhnt und er konnte diese zweite Runde durchkraulen. 

Vom Schwimmen dann ziemlich erschöpft ging es in dem hügeligen Gelände zu seinem Rad in der Wechselzone. Nach einem routinemäßigen Wechsel, bei dem das Fahrrad, um zur Radstrecke zu gelangen, einen Berg hinauf zu schieben war, begann endlich seine Lieblingsdisziplin, das Radfahren.

 

Die ersten 7 km ging es steil über Serpentinen ca. 500 Höhenmeter bergab. Die Finger waren klamm, die Beine kalt und der Triathlonanzug nass. Mindestens ein Athlet ist in einer 180° Kurve geradeaus gefahren und verunfallt.

 

Im Tal angekommen wurde es Frank dann jedoch recht schnell wieder warm, denn nun galt es auf dem 2 Runden Radkurs, der zunächst durch die Orte Encamp und Camillo führte, den Pass „Col d‘ Ordino“ (1.980m über NN) zu erklimmen. 20 Kilometer ging es bis zum ersten Erreichen des Passes, stetig bergauf. Anschließend führte die Strecke im Nachbartal durch die Orte Ordino und Anyòs, überwiegend bergab, wieder zurück zum Beginn des ersten Anstiegs. Zuvor war, am Ende einer jeden Runde, jedoch noch der 3 km lange Tunnel “Dos Valires” und dessen 2 Röhren 3x zu durchfahren.

 

Nach Ende der zweiten Runde waren 2.316 Höhenmeter auf dem Rad bewältigt und es ging zurück in die Hauptstadt „Andorra la Vella“ um dort, in der zweiten Wechselzone im Parc Central, das Rad gegen die Laufschuhe zu tauschen.

 

 

Der Wechsel verlief überraschend problemlos und so nahm er den letzten Teil, den Halbmarathon, unter seine Füße. Auf einer Höhe von ca. 1.000m über NN waren 3 Runden eines 7 Km Rundkurses, immer am Fluss „La Valira“ entlang, zu bewältigen.

 

Inzwischen lag die Temperatur bei 33° Celsius, was die Sache, zusätzlich zur Höhe, erschwerte. Nun hieß es für Frank durchhalten und am Ende der dritten Runde aufrecht das Ziel überqueren.

 

 

Dieses gelang dann auch und nach einer Gesamtzeit von 6 Stunden, 57 Minuten und 51 Sekunden lief er erschöpft aber glücklich über die Ironman Ziellinie.

 

 

Für ihn, der in seiner bisherigen sportlichen Laufbahn auch schon die volle Distanz eines „Ironman“, diverse Marathons und Bergläufe absolviert hatte, war es im Nachhinein das härteste aber auch schönste Rennen.

 

 

 

Die traumhaften Aussichten, die Landschaft und die Freundlichkeit der Menschen an der Strecke war phänomenal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bericht: F. Stephani